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“Kotlin Multiplatform”: Eine Einführung in die Zukunft der plattformübergreifenden Entwicklung

In der modernen Softwareentwicklung wächst die Nachfrage nach plattformübergreifenden Lösungen stetig. Unternehmen wollen Anwendungen, die sowohl auf Android als auch auf iOS und sogar auf dem Desktop laufen. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, sind Frameworks wie Flutter oder React Native. Doch seit einiger Zeit gewinnt auch Kotlin Multiplatform (KMP) stark an Popularität. Aber was genau ist Kotlin Multiplatform, und wie unterscheidet es sich von anderen Ansätzen?


Was ist Kotlin Multiplatform?

Kotlin Multiplatform ist eine Erweiterung der beliebten Programmiersprache Kotlin, die ursprünglich von JetBrains entwickelt wurde und insbesondere in der Android-Welt seit ihrer Einführung hohe Beliebtheit genießt. Kotlin Multiplatform ermöglicht es Entwicklern eine Codebasis für mehrere Plattformen zu schreiben und sie dann in nativen Anwendungen auf Android, iOS, Desktop oder sogar Web-Anwendungen zu verwenden.

Kern des Ansatzes ist die Wiederverwendung von gemeinsamem Code, während plattformspezifische Funktionalitäten, wie z.B. UI oder Hardwarezugriffe, nativ auf der jeweiligen Plattform implementiert werden. Entwickler können einen großen Teil der Logik – wie Netzwerkaufrufe, Business Logic oder Datenverarbeitung – in einem gemeinsamen Modul schreiben und nur spezifische Teile für jede Plattform separat entwickeln.


Cross-Platform Features von Kotlin Multiplatform

Kotlin Multiplatform bietet mehrere Kernfunktionen, die es zu einer attraktiven Wahl für die plattformübergreifende Entwicklung machen:

  1. Code-Sharing: Der Hauptvorteil von KMP ist die Möglichkeit, die Business Logic, Datenmodelle und andere wiederverwendbare Teile des Codes für verschiedene Plattformen gemeinsam zu nutzen. Dies führt zu weniger redundanten Code und einem besseren Wartungsablauf.
  2. Native Interoperabilität: KMP ermöglicht die plattformspezifische Implementierung, was bedeutet, dass der Entwickler die volle Leistung und Funktionalität des nativen Systems nutzen kann, sei es für Android, iOS oder andere Plattformen.
  3. Gradle-basierte Projekteinrichtung: Die Multiplatform integriert sich nahtlos in Gradle, was die Projektkonfiguration für Entwickler erleichtert, die bereits mit dem Android- oder JVM-Ökosystem vertraut sind.
  4. Flexibilität bei der UI: Während der Kerncode plattformübergreifend geteilt wird, können UI-Komponenten nativ entwickelt werden, was eine benutzerfreundliche und performante Anwendung ermöglicht, die sich an die jeweiligen Plattformstandards hält.

Eine interessante Entwicklung in diesem Bereich ist Compose Multiplatform, ein plattformübergreifendes UI-Toolkit, das auf Jetpack Compose basiert. Es ermöglicht es Entwicklern, mit einer einzigen Codebasis Benutzeroberflächen für Android, iOS, Desktop und Web zu erstellen. Auch wenn Compose Multiplatform bereits verfügbar ist, befindet es sich derzeit noch im Beta-Stadium und gilt noch nicht als stabil. Das bedeutet, dass es zwar bereits für erste Projekte eingesetzt werden kann, aber noch nicht die Reife und Stabilität für den produktiven Einsatz in großen Projekten erreicht hat.



 

Vorteile und Nachteile im Vergleich zur nativen Entwicklung

Vorteile:

  • Weniger doppelter Code: Durch das gemeinsame Modul für plattformunabhängige Logik wird die Notwendigkeit, den gleichen Code für Android und iOS doppelt zu schreiben, stark reduziert.
  • Flexibilität: Entwickler haben weiterhin die Möglichkeit, plattformspezifische Features nativ zu nutzen, was eine höhere Anpassungsfähigkeit im Vergleich zu anderen plattformübergreifenden Lösungen bietet.
  • Schnellere Entwicklung: Durch die Wiederverwendbarkeit des Codes kann die Entwicklungszeit deutlich verkürzt werden, insbesondere bei Projekten mit komplexer Business Logic.

Nachteile:

  • Plattformabhängige UI (mit Ausnahme von Compose Multiplatform): Anders als bei Flutter oder React Native, bei denen die Benutzeroberfläche komplett plattformübergreifend entwickelt wird, erfordert Kotlin Multiplatform traditionell, dass die UI für jede Plattform separat erstellt wird. Das bedeutet, dass Entwickler plattformspezifische UI-Komponenten pflegen müssen. Allerdings bietet Compose Multiplatform eine vielversprechende Lösung für plattformübergreifende UI-Entwicklung, auch wenn es noch nicht stabil genug für den produktiven Einsatz ist.
  • Lernkurve: Obwohl Kotlin selbst eine relativ einfach zu erlernende Sprache ist, erfordert die Konfiguration und Anwendung von Kotlin Multiplatform eine gewisse Einarbeitungszeit.
  • Plattformabhängige Anpassungen: Trotz des plattformübergreifenden Ansatzes müssen oft einige Details der nativen Plattformen berücksichtigt werden, was die Entwicklungskomplexität erhöhen kann.

Vergleich zu Flutter

Flutter, entwickelt von Google, ist ein weiteres beliebtes plattformübergreifendes Framework, welches von uns seit mehreren Jahren, neben nativer App Entwicklung, sehr erfolgreich eingesetzt wird. Wie verhält sich Kotlin Multiplatform im Vergleich?

UI-Entwicklung: Der größte Unterschied zwischen Flutter und KMP liegt in der UI. Flutter verwendet sein eigenes UI-Toolkit (Widgets), was bedeutet, dass die Benutzeroberfläche vollständig von Flutter gesteuert wird. In KMP wird die UI hingegen nativ für jede Plattform entwickelt, was oft zu besserer Performance und Plattform-Authentizität führt, aber mehr Arbeitsaufwand für den Entwickler bedeutet.

Leistung: Flutter verwendet eine eigene Rendering-Engine, die auf allen Plattformen konsistente Ergebnisse liefert. Dies kann jedoch zu einem höheren Ressourcenverbrauch führen. Bei KMP werden die plattformspezifischen nativen APIs direkt verwendet, was oft effizienter ist.

Ökosystem und Unterstützung: Flutter bietet ein umfassendes und gut dokumentiertes Ökosystem für Entwickler, während Kotlin Multiplatform noch in der Wachstumsphase steckt. Es gibt bereits viele Bibliotheken und Tools für Flutter, während KMP noch an Breite gewinnt. Allerdings ist Kotlin bei Android-Entwicklern besonders populär, und es gibt bereits eine breite Unterstützung durch JetBrains und Google.

Code-Sharing-Ansatz: Flutter erlaubt das Schreiben einer einzigen Codebasis, die auf allen Plattformen läuft – inklusive der UI. Bei KMP liegt der Fokus auf der Wiederverwendung der Business Logic, während die UI traditionell nativ bleibt. Dies gibt Entwicklern mehr Flexibilität, erhöht aber auch den Wartungsaufwand.

Aktueller Entwicklungsstand von Kotlin Multiplatform

Kotlin Multiplatform befindet sich derzeit im stabilen Entwicklungsstadium und wurde in mehreren produktiven Anwendungen eingesetzt. Die Unterstützung für verschiedene Plattformen (Android, iOS, JVM, Web) ist stark gewachsen, und die Community rund um KMP wächst kontinuierlich. JetBrains und die Open-Source-Community arbeiten aktiv an der Weiterentwicklung des Frameworks, um es stabiler und benutzerfreundlicher zu machen.

Besonders in der Android- und iOS-Entwicklung bietet KMP schon jetzt eine attraktive Alternative zu nativen und komplett plattformübergreifenden Lösungen. Viele Unternehmen setzen bereits auf KMP, um die Vorteile des plattformübergreifenden Code-Sharings zu nutzen, ohne dabei die native Leistung und Flexibilität zu opfern.

 

Fazit

Kotlin Multiplatform ist eine vielversprechende Lösung für Entwickler, die Code über verschiedene Plattformen hinweg teilen wollen, ohne auf die Flexibilität und Performance der nativen Entwicklung zu verzichten. Im Vergleich zu Frameworks wie Flutter bietet KMP eine ausgewogene Mischung aus plattformübergreifender Logik und nativer Anpassung. Es ist besonders attraktiv für Teams, die bereits in Kotlin entwickeln und in der Android- und iOS-Welt zu Hause sind.

Eine besonders spannende Entwicklung ist die offizielle Unterstützung von Kotlin Multiplatform durch Google, die auf der Google I/O 2024 angekündigt wurde. Dies verleiht dem Framework zusätzlichen Schwung und zeigt, dass es sich als zukunftssichere Lösung in der plattformübergreifenden Entwicklung etabliert. Mit Compose Multiplatform gibt es zudem eine vielversprechende Option für die plattformübergreifende UI-Entwicklung, auch wenn sie derzeit noch nicht vollständig stabil ist.

Obwohl KMP noch nicht die gleiche Reife wie Flutter erreicht hat, wächst es schnell und könnte in den nächsten Jahren zu einer führenden Lösung für plattformübergreifende Projekte werden. Der modulare Ansatz bietet eine hohe Flexibilität und erlaubt Entwicklern, das Beste aus beiden Welten zu nutzen – plattformübergreifendes Code-Sharing und native Entwicklung.

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